Die japanische Lebensphilosophie des Ikigai wird auch in unserer westlichen Welt immer bekannter und beliebter. Seit ich das erste Mal vor zwei Jahren zu diesem Thema einen praktischen Leitfaden geschrieben habe, sind ungefähr ein halbes Dutzend Bücher über Ikigai veröffentlicht worden und unzählige Artikel.

Erfahrungen aus hunderten von Jahren sind in diese Philosophie eingeflossen und gerade in den letzten Jahrzehnten erfolgten viele Wandlungen und Interpretationen, je nachdem wer aus welchem Blickwinkel betrachtet. Ikigai selbst lässt sich nicht nur auf den Sinn an sich reduzieren. Der Einstieg erfolgt in der Regel über die 4 Kernfragen des Ikigai:

  • Was ist es, dass Du liebst?
  • Worin bist Du wirklich gut?
  • Was ist es, das die Welt braucht?
  • Wofür kannst Du bezahlt werden?

Natürlich steckt noch so viel mehr hinter dieser tiefgründigen japanischen Lebensphilosophie. Wer sich noch nie mit Ikigai beschäftigt hat, dem empfehle ich einen kurzen Blick auf diesen Artikel.

Das Konzept des Ikigai kann Dir helfen, Dein Warum zu finden. Gleichwohl bedeutet das nicht, dass Du ohne einen Sinn kein gutes Leben mehr haben kannst oder diesen einen Sinn finden musst. Eines der größten Paradoxe scheint zu sein, dass gerade die Sinnsuche Menschen oftmals davon abhält, ihren Sinn zu finden. Das führt uns zu den größten Irrtümern, die Menschen in Bezug auf ihren Sinn, ihr Ikigai haben:

  • Fehlannahme #1: Dein Ikigai (aka Dein Sinn) gilt für Dein ganzes Leben
  • Fehlannahme #2: Du musst ein Ikigai, einen Sinn haben
  • Fehlannahme #3: Bevor Du Deinen Sinn nicht gefunden hast, lebst Du kein erfülltes Leben

Fehlannahme #1: Dein Ikigai (aka Dein Sinn) gilt für Dein ganzes Leben

Wir Menschen haben, wenn alles gut läuft, ein recht langes Leben, das sehr unterschiedlich sein kann. Ich bin heute ein völlig anderer Mensch mit anderen Interessen, als ich es vor 30 Jahren war. Vieles hat sich geändert: die Umgebung, in der ich lebe, mein persönliches Umfeld (ok, ein paar alte Freunde sind zum Glück geblieben), die Dinge, die ich tue um Geld zu verdienen und meine Fähigkeiten haben sich auch entwickelt. Nicht nur weiterentwickelt, ich habe regelmäßig komplett neue Themen kennengelernt, mich mit ihnen beschäftigt und komplett neue Welten für mich eröffnet. Wie kann ich da erwarten, dass mein Sinn, warum ich hier bin, immer noch der gleiche ist? Auch das, was heute für mich mein Ikigai darstellt, warum ich es morgens kaum erwarten kann, aus dem Bett zu kommen, kann sich in 10 Jahren völlig gewandelt haben. So, wie sich unsere Umgebung wandelt, ändern sich die Dinge und Themen, die für uns wirklich wichtig sind.

So ändern wir uns und so darf sich auch Dein Sinn ändern. Das Modell des Ikigai mit den 4 Hauptthemen Liebe, Können, Bedarf und Bezahlung dient dabei als eine Möglichkeit, die Dir helfen kann, Deinen Weg zu hinterfragen. Meistens merken wir an einem bestimmten Punkt, dass etwas nicht stimmt, wissen aber nicht was. Mit den richtigen Fragen und wenn wir die richtigen Verbindungen sehen, können wir auch herausfinden, was schon da ist, was gut ist und was vielleicht noch fehlt.

Fehlannahme #2: Du musst ein Ikigai, einen Sinn haben

Dein Ikigai und damit Dein Lebenssinn ist keine monogame Beziehung, die bis an Dein Lebensende gilt. Wie bei Beziehungen gibt es Menschen, die ihren Sinn schon sehr früh finden und diese Erfüllung bis an ihr Lebensende voll ausleben können ohne auch nur einen Tag Zweifel zu haben. Andere finden diese Erfüllung nicht und suchen ihr Leben lang. Du musst nicht den einen Sinn haben. Das Modell des Ikigai sagt, dass alle Säulen (Liebe, Können, Bedarf, Geld) erfüllt sein sollen und das ist nur logisch. Wenn alles, was Dich erfüllt, kein Geld bringt kannst Du Deine Rechnungen nicht bezahlen. Es besagt aber nicht automatisch auch, dass alles aus einem Sinn heraus erfüllt werden muss. Die meisten Menschen werden nicht nur im Laufe ihres Lebens einen wechselnden Sinn haben oder zumindest Anpassungen vornehmen, sondern auch in mehreren Themenfeldern ihren Sinn finden. Die Kunst des Lebens besteht darin, und genau dabei hilft Dir Ikigai, diese verschiedenen Themen zu finden und schauen, ob und wie Du sie kombinieren kannst.

Manche setzen ihre Aufgabe dem Sinn gleich oder verwechseln diese miteinander. Du kannst einen Sinn haben, ein Warum, das Dich antreibt. Und verschiedene Aufgaben, die Dir dazu verhelfen, dieses Warum mit Leben zu füllen und dennoch genügend zu verdienen um Deinen Lebensunterhalt auch bestreiten zu können. Oder Du hast mehr als ein Warum. Daran ist nichts falsch. Entweder ergänzen diese sich oder Du darfst versuchen, hier ein Gleichgewicht zu finden, wie Du mit ihnen gut leben kannst. Auch hierbei unterstützt Dich das Ikigai-Modell. Richte Deinen Fokus auf das, was Du schon hast, was Dir wichtig ist und was Deine Werte unterstützt.

Fehlannahme #3: Bevor Du Deinen Sinn nicht gefunden hast, lebst Du kein erfülltes Leben

Das ist eine der Annahmen mit den negativsten Auswirkungen überhaupt für unser ganzes Leben. Artikel, Bücher oder Coaches, die Dir erzählen, was Du haben MUSST, dass Du ohne nicht glücklich sein kannst. Dass Dir etwas fehlt. Sicher, wenn Du das Gefühl hast, dass etwas fehlt macht es Sinn, dorthin zu schauen und ggf. eine Änderung im Leben herbeizuführen. Das bedeutet aber nicht, dass Du kein glückliches, freudvolles Leben bis dahin führen kannst. Der Weg ist das Ziel!

Die beste Soforthilfe für diese Annahme ist ein erster Blick auf Dein Leben, auf das, was Du schon hast. Wir Menschen sind, gerade aktuell, so sehr darauf fokussiert, was wir haben wollen oder was wir denken, das uns fehlt, dass wir dem, was wir haben, viel zu wenig Beachtung schenken. Hier empfehle ich Dir ein paar Minuten Deiner Zeit in den Artikel „Die Jagd nach dem Glück“ zu investieren.

Auch wenn Du Deinen Sinn im Leben noch nicht gefunden hast oder aufgrund aktueller Umstände gerade nicht in der Lage bist, dies gerade zu tun, kannst Du dennoch ein glückliches und zufriedenes Leben führen. Es gibt so viel, für das Du hier und jetzt dankbar sein kannst. Starte mit dem was Du hast und entwickle Dich zu Deinem Sinn hin. Dein Warum ist so etwas wie ein Leitstern am Himmel, der den Weg weißt, die Richtung. Etwas, an dem Du Dich orientieren kannst wie an Deinen Werten. Und jetzt genieße den Weg und die Zeit, die Du auf diesem Weg dorthin verbringst und vor allem auch ganz besonders die Zeit, die es braucht, Dein Warum erst einmal genau zu definieren. Alleine dieser (neue) Blickwinkel macht Dein Leben schon um so vieles erfüllender.

Autor

Die einzige Konstante in meinem Leben ist die Veränderung, jeden Tag etwas Neues zu lernen eine Motivation aus meinem innersten. Als Unternehmer mit digitaler DNA, tiefem Verständnis für KI und persönliche Entwicklung, Ausbildungen im integralen Life Coaching & NLP schreibe ich über Soul Business, den Sinn des Lebens, Achtsamkeit und wie künstliche Intelligenz uns dabei helfen kann, mehr bei uns selbst zu sein und mehr Freude im Leben zu spüren. Ich freue mich über Feedback zu meinen Artikeln (z.B. auf Instagram) und biete auch regelmäßige Diskussionen auf Clubhouse an (@cwehrle).

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